2.5 Besondere Erkenntnisse der Forschungen mit tierischen Stammzellen
Die derzeit durchgeführten Arbeiten mit menschlichen SZ basieren in der Regel auf Vorarbeiten mit embryonalen SZ der Maus bzw. auf Erkenntnissen der Transplantationsmedizin mit Blutstammzellen.
Zur experimentellen Untersuchung humaner Krankheitsbilder (z. B. Herzinfarkt, Morbus Parkinson, Rückenmarksverletzungen, Diabetes mellitus, multiple Sklerose) werden oft Tiermodelle eingesetzt. Einige dieser In-vivo-Tierexperimente haben weltweites Aufsehen erregt.
Nachdem bei Ratten ein Stück des Rückenmarks entfernt und damit das Tier gelähmt war, wurde die Lücke mit einem Gel aus SZ des Riechepithels überbrückt. Nach einigen Wochen konnten Beinbewegungen beobachtet werden. Nach der künstlichen Herbeiführung eines Schlaganfalls im Rattenmodell kam es zu einer deutlichen Besserung der Lähmungserscheinungen und Koordination, wenn neuronale SZ in die geschädigte Gehirnregion eingebracht wurden. In einem weiteren Tiermodell kam es nach der Transplantation neuronaler SZ zur Bildung von neuen Myelin-Scheiden um Nerven, woraus sich eine Therapiemöglichkeit für Multiple-Sklerose-Patienten ergeben könnte. Auch für Diabetes mellitus existiert ein Mausmodell.
In diesem wurde für eine Zeit lang eine Normalisierung des Blutglukosespiegels nach der Transplantation entsprechend ausdifferenzierter ESZ beobachtet. Diese Zellen produzieren Insulin in Abhängigkeit vom Blutglukosespiegel.
Darüber hinaus ist 2003 die Generierung von Eizellen aus ESZ der Maus publiziert worden.
Ebenso ist es gelungen, Spermatozoide aus murinen ESZ zu erzeugen. Die Keimzellen stellen im Vergleich zu allen anderen Körperzellen eine Besonderheit dar, da zu ihrer Bildung der normale Chromosomensatz im Prozess der Reifeteilung halbiert werden muss. Die Erzeugung dieser speziellen Zelltypen belegt erneut das hohe Differenzierungspotenzial von ESZ.
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